Wie fördere ich Sprache bei 2-4 Jährigen: 3 praktische Tipps für zu Hause

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In diesem Blog beschreibe ich alltagsnahe Möglichkeiten, die Sprache eurer Kinder zu fördern, zum Beispiel:

  • Wie ihr Bücher flexibel nutzen könnt, um optimal die Sprachentwicklung zu unterstützen

  • Welche Alltagssituationen sich besonders gut eignen, um Sprachinput zu geben

  • Welche Strategien ihr anwenden könnt, um euren Kindern Feedback zu geben, ohne sie zu korrigieren

Vorab schon mal: zwischen 2 und 4 Jahren hört sich nach nicht viel Altersunterschied an. Aber die Sprache und auch die Denkfertigkeiten entwickeln sich so rapide in den ersten Jahren, dass man überlegen muss, wie man das gleiche Buch oder die gleiche Spielidee für ein 2-, 3- oder 4-jähriges Kind anpassen kann. 

1. (Bilder)Bücher flexibel nutzen

Am Anfang geht es erst einmal darum, das Medium Buch kennenzulernen. Dazu gehört, dass man sich die Vorder- und Rückseite anschaut, die Seiten durchblättert. Man kann besprechen, was alles in Büchern drin stehen kann und dass die Geschichte mit Hilfe von Bildern und Worten erzählt wird. 

Weniger ist mehr

Damit meine ich verschiedene Dinge:

  • Exploration statt Text lesen: Wenn ihr gemeinsam ein Buch anschaut, ist es hilfreich sich erst einmal unabhängig vom Text oder der Geschichte die Bilder anzuschauen (das geht auch super mit Wimmelbüchern). 

  • Details weglassen/1 Detail hervorheben: Es ist nützlich die Geschichte in ihrem Umfang und ihrer Komplexität zu reduzieren und gewisse Details auszulassen. Konzentriert euch auf den Kerninhalt der Geschichte. Falls ihr gerade einen bestimmten Bereich mit euren Kindern fokussiert, wie z.B. Farben, dann könnt ihr euch die Bilder anschauen und suchen, was alles blau oder grün ist. 

  • Unbekannte/schwierige Wörter auslassen, ersetzen oder erklären. Z.B. war ich mir ziemlich sicher, dass Ragnar das Wort Nachwuchs nicht kennt (das kam in einem der Zoobücher vor). Dann habe ich stattdessen Eisbären-Babys gesagt. Später, als Ragnar etwas älter wurde, habe ich begonnen, unbekannte Wörter zu erklären. Das geht gut durch kurze und klare Definitionen wie zum Beispiel: “Die Löwen hatten Nachwuchs, das bedeutet, die Löwenmutter (Löwin) hat kleine Löwenbabys bekommen. Die Babys von den Eltern nennt man alle zusammen Nachwuchs.” Falls ihr euch nicht sicher seid, ob euer Kind das Wort versteht, könnt ihr eure Kinder auch bitten, ein bestimmtes Wort zu erklären. Falls sich das Kind ausgefragt fühlt, kann man sagen, dass man nur herausfinden möchte, ob es das Wort schon kennt. Das sei wichtig, damit man die Geschichte versteht. Dass es aber auch völlig ok ist, wenn man ein Wort nicht kenne oder es noch nicht gut beschreiben kann (aber dazu mehr weiter unten im Blog). 

  • Sätze vereinfachen: Wenn man das Gefühl hat, die Sätze sind zu lang oder komplex, dann kann man Sätze auch verkürzen, 1 Satz in 2 Sätze aufteilen oder ganz weglassen (sofern sie nicht zwingend notwendig sind, um die Geschichte zu verstehen). 

  • Geschichte vereinfachen: Wenn die Geschichte zu schwierig ist, kann man auch die Geschichte vereinfachen, indem man Details weglässt oder die Handlung der Geschichte vereinfacht. 

  • Geschichten wiederholen (Bücher viele Male lesen): Man selbst mag schon zu Tode gelangweilt sein, weil man ein Buch den dritten Tag in Folge vorlesen musste, aber das ist völlig ok und wir sollten uns in Gleichmut üben. Schließlich müssen wir so kein Heidengeld für neue Bücher ausgeben oder mehrmals die Woche in die Bibliothek gehen. Durch das Wiederholen lernen die Kinder nach und nach alle Wörter in der Geschichte zu verstehen, merken sich jedes Mal neue Details zur Geschichte und können so den Handlungsstrang mit jeder Wiederholung ein bisschen besser verstehen.

    • Und wer mal keine Lust mehr auf das selber Vorlesen hat, dem kann ich wunderbar Tiptoi-Stift von Ravensburger empfehlen. Kinder beschäftigen sich damit von ganz alleine mit den Geschichten und können Sie so oft vorgelesen bekommen, wie sie möchten.

    • Mindestens genauso gut geht es mit dem etwas neueren SAMi - dein Lesebär! In dem Fall liest SAMi Deinem Kind die Geschichte vor, während es gleichzeitig die Bilder im Buch betrachten kann. SAMi erkennt immer genau, auf welcher Seite sich das Kind befindet, und liest die passende Textpassage vor. So kann dein Kind die Geschichte ganz in seinem eigenen Tempo genießen und so oft hören, wie es möchte.

  • Geschichten nacherzählen: das kann rein mündlich sein, das kann aber auch mit einem Rollenspiel gemacht werden. Wenn euer Kind gerne malt, kann es auch Bilder passend zur Geschichte malen. Auch eine Möglichkeit ist einen Gegenstand/Charakter, der in der Story vorkommt, zu basteln. Thorvi hat zum Beispiel bis heute Spaß dabei, die Raupe Nimmersatt zu kneten und ihr essen zu geben. Im Herbst haben wir dann die Raupe mit Kastanien gebastelt und die Geschichte durchgespielt. 

Keine Lust auf Bücher?

Wenn Bücherlesen nicht euer Ding ist, ist das auch ok! Das kann an euren persönlichen Vorlieben liegen und  für manche Menschen ist es wichtiger, Geschichten zu erzählen oder sich gemeinsam Geschichten auszudenken.

Das Geschichtenerzählen kann durch viele Mittel unterstützt werden:

  • Man kann z.B. gemeinsam Bilder oder Gegenstände sammeln, die die Geschichte illustrieren. Man kann auch Alltagsgegenstände suchen, die in der Geschichte vorkommen. Wir haben uns zum Beispiel mal unsere Speisevorräte angeschaut und überlegt, welche Sachen die kleine Raupe Nimmersatt wohl gerne essen würde und wovon sie höchstwahrscheinlich Bauchschmerzen bekommen würde. 

  • Eine weitere Möglichkeit ist, eine Geschichte tänzerisch mit viel Mimik, Gestik und Bewegung auszudrücken. Ihr könnt überlegen, welche Musik zu dem Thema passen würde. 

  • Geschichten können auch durch Gemaltes, Gedrucktes, Gestempeltes oder Geknetetes gut dargestellt werden. 

Wer gerne bastelt, werkelt und Kunst liebt, der kann dies ebenso nutzen, um Sprache zu fördern. Alle Handgriffe können sprachlich begleitet, Funktionen, Texturen und visuelle Merkmale besprochen werden. 

Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ich bastle und male zum Beispiel gerne, auch wenn ich kein besonderes Talent dafür habe (das Selbstgeschaffene, das ich zu Weihnachten meiner Familie geschenkt habe, habe ich nie wieder in einem der Haushalte wiedergefunden - das ist aber auch ok ;-)). Noch sind meine Kinder nicht überkritisch, wenn es um die Bewertung meiner Kunstwerke geht und zum Glück haben sie eine gute Vorstellungsgabe, sodass meine (ihre) Stücke auch nicht 100% so aussehen müssen wie gedacht ;-). 

Hier ein paar Ideen aus unserem Alltag:

  • Puppen gehen auf den Spielplatz: Mit Legosteinen und Konstruktionssteinen wie von Eichhorn (und anderen Materialien) einen Spielplatz für kleine Puppen und Spielfiguren basteln (überlegen, welche Spielgeräte auf unseren Lieblingsspielpätzen stehen und nachbauen oder überlegen, welche wir gerne dort hätten und “Prototypen” erfinden). Mögliche sprachliche Bereiche können sein: Verben wie schwingen, klettern, festhalten, anhalten, balancieren, drehen, Adjektive wie schnell, langsam, hoch, schmal, wackelig, Konzept des Abwechselns: ich bin dran, du bist dran, du zuerst, ich warte (Turn-Taking), gemeinsam handeln (z.B. auf der Wippe sitzen, sich gegenseitig wo hochziehen). 

  • Meerjungfrauen bekommen Besuch: Eine Seelandschaft mit unterirdischen Vulkanen, Riffen, Höhlen bauen und Fische, Meerjungfrauen und Taucher herumschwimmen lassen. Schätze verstecken, herumschwimmende Gegenstände, die nicht ins Wasser gehören, einsammeln (dann kann man gleichzeitig noch ein bisschen Bewusstheit für die Umwelt aufbauen :-)). Wir haben dafür bunte Tücher, Stapelbecher, Holzbögen, bunte Steine und Muscheln benutzt. Mögliche sprachliche Bereiche können sein: Präpositionen wie über/unter Wasser, in der Höhle, auf dem Riff/Meeresboden, hinter einer Koralle, zwischen zwei Felsen, Konzepte wie sich gegenseitig helfen, gemeinsam suchen/aufräumen/sauber machen, recyclen, jemanden retten (z.B. der sich in einer Koralle verfangen hat). 

  • Wettrennen zwischen den Hotwheels und Monstertrucks: für verschiedene Fahrzeuge eine Rennstrecke mit Hindernissen aufbauen. Wir haben ein altes Stück Tapete ausgerollt und verschiedene Strecken aufgemalt, Watte und Playmais aufgeklebt und Becher aufgestellt, um die die Fahrzeuge herum- oder darüberfahren mussten. Mögliche sprachliche Bereiche können sein: Gegensätze/Adjektive erarbeiten wie schnell/langsam, hoch/niedrig, eng/weit, kurvig, Verben wie fahren, rasen, springen, fliegen, bremsen, Konzepte vom Verlieren/Gewinnen, Gefahren abschätzen, sich trauen. 

Im Alltag können dann Themen aus Geschichten oder anderen kreativen Projekten wieder aufgegriffen werden. Das hilft Verknüpfungen herzustellen und den Wortschatz zu erweitern. 

Wenn wir zum Beispiel über eine Feuerwehr gesprochen haben und dann eine auf der Straße sehen, können wir vergleichen, ob sie sich ähneln, erzählen, welche Geräusche wir hören und überlegen, zu welchem Einsatz sie wohl fahren mag. 

2. Alltagssituationen zur Sprachförderung nutzen

Seit ich selbst Mama bin, weiß ich erst, wie wenig Zeit im Alltag bleibt, um irgendwelche Aufgaben zu erledigen und regelmäßig Übungen zu machen. Eine dicke Entschuldigung an all meine Patienten, die ich mit Hausaufgaben zugeschüttet habe, weil ich dachte, sie wären ganz einfach über die Woche verteilt zu erledigen!

Da oft die Zeit (und die Nerven :-)) fehlen, ist es sinnvoll, Sprachförderung in Alltagssituationen einzubinden:

Und wenn es keinen bestimmten Anlass gibt oder ein Bereich der Sprache, der explizit gefördert werden muss, dann reicht es einfach viel und abwechslungsreich zu plaudern. 

Es können aber auch Schwerpunkte gesetzt werden. Zum Beispiel kann man in verschiedenen Situationen das Thema Gegensätze einbauen (klein/groß, schnell/langsam, weich/hart, hell/dunkel etc.). 

Man kann auch feste Bestandteile des Tages nutzen, um Kinder sprachlich zu fördern und zu fordern. 

Kochen

Das eigene Kochen bietet jede Menge Möglichkeiten der Sprachförderung, zum Beispiel:

  • Der Wortschatz kann erweitert werden durch Gegenstände und Handlungen in der Küche (z.B. Handmixer, Küchenwaage, Käsereibe, schälen, etc.), 

  • Turn-Taking kann geübt werden (z.B. erst schlage ich ein Ei auf, dann bist du dran), 

  • Fragen können gestellt werden (z.B. was müssen wir noch in den Teig mischen? Wo schütten wir die Nudeln rein? Wann holen wir das Brot aus dem Ofen? Wie riecht der Joghurt?)

  • Vergleiche angestellt werden: was sind feuchte und was sind trockene Zutaten?

  • Gegenstände mit bestimmten Lauten können gesucht werden (z.B. was fängt alles mit “t” an: Tomaten, Tisch, Trauben, Teller, Tasse, Topf, Tischdecke, Trichter, Teppich). 

  • Pluralformen üben (z.B.: du hast hier ein Ei und noch ein Ei, also hast du zwei ….?)

  • Eigenschaften von Lebensmitteln können exploriert und verglichen werden (z.B. wie riechen die einzelnen Gewürze, welche Lebensmittel sind leicht zu schneiden, welche nicht? Welche muss man schälen, haben einen Kern, muss man kochen oder kann man auch roh essen?)

Hierzu findet ihr auch noch mehr Informationen in unserem Logopädie kompakt! Podcast Nr. 9 zum Thema Sprachförderung (siehe oben). 

Mahlzeiten

Auch wenn viel Zeit am Tisch damit draufgeht die Kinder zu ermahnen, dass sie doch bitte die Füße unter dem Tisch lassen, den Löffel nicht zu voll machen oder nicht den Mund am T-Shirt abputzen sollen, so bieten die Mahlzeiten eine gute Gelegenheit miteinander zu kommunizieren. Im Idealfall sitzen wir alle 4 am Tisch, das kommt aber nicht allzu oft vor. Frank ist oft schon auf Arbeit, wenn es für die Kinder Frühstück gibt oder er muss noch Sachen für den nächsten Tag vorbereiten, wenn es Abendessen gibt. Ich wiederum springe viel in der Küche rum, um die Snackboxen für die Kita zu packen oder Essen für den Folgetag vorzubereiten. Nichtsdestotrotz ist es in diesem Setting möglich, Dialoge mit den Kindern zu führen. Das kann ganz allgemein über den Tag sein, mit Themen wie zum Beispiel:

  • Hast du heute jemandem geholfen? Bei was denn?

  • War heute jemand besonders freundlich zu dir?

  • Wer/Was hat dich heute zum Lachen gebracht?

  • Was hast du heute Neues/Spannendes gelernt/erfahren?

  • Hast du heute etwas Neues ausprobiert? (z.B. ein neues Spiel, etwas neues zum Essen)

Oder man versucht an etwas anzuknüpfen, was man zu Hause zusammen erlebt hat und Anknüpfungspunkte von außerhalb zu finden, Beispiele aus unserem Alltag sind:

  • Hast du in der Kita auch eine Eisenbahnstrecke gebaut? War die kurz/lang, mit vielen Brücken/Hügeln, wo es hoch und runter ging? Wohin sind die Leute verreist? 

  • Heute morgen haben wir die Blumen im Garten gegossen. Sind die Blumen in der Kita auch schon gewachsen/aufgeblüht? Wie sehen sie aus?

  • Gestern bist du so hoch am Kletterturm geklettert. Bist du in der Kita auch irgendwo hochgeklettert (Gespräch über wo man hochklettern kann und wo nicht, was schwierig ist beim Klettern)

Es kann aber auch konkret das benutzt werden, was auf dem Tisch steht, zum Beispiel: 

  • Zum Nachtisch gibt es Bananenjoghurt. Was für andere Arten von Joghurt kennt ihr noch oder könnte man selbst machen?

  • Die Butter ist weich, was ist denn noch weich? (oder was ist hart?) (Adjektive/Gegensätze üben)

  • Ich esse gerade eine Scheibe Brot. Was ist du? Ja genau, du isst Nudeln. (verschiedene Satzformen üben)

  • Wie oft kann man bei Camembert, Petersilie oder Teller klatschen? (sich mit der Wortform von Dingen beschäftigen, hier Wörter in Silben aufteilen). 

Der Weg zur Kita

Wenn ihr morgens das Auto nehmen müsst, dann kann man:

  • Ein paar Bücher im Auto liegen haben, mit denen sich die Kinder beschäftigen. Sie können dir auch erzählen, was in der Geschichte vorkommt und du musst raten, um welches Buch es sich handelt. Sie können sich zu dem Charakter des Buches eine neue Geschichte ausdenken. 

  • Ihr singt gemeinsam ein Lied (lasst euch eins beibringen von euren Kindern)

  • Schaut euch um und beschreibt, was ihr seht

  • Überlegen, was man heute gerne alles machen möchte, wen man heute gerne sehen möchte

Wenn ihr das Glück habt zur Kita laufen zu können, dann gibt es natürlich mehr Möglichkeiten über Dinge, die ihr seht, zu sprechen, z.B.:

  • Welche Blumen und Pflanzen sehen wir? Wie sehen die aus? Haben die große/kleine, dünne/dicke, glatte/rauhe Blätter? Wie sehen die Blüten aus (Farbe, Form)?

  • Welche Fahrzeuge sehen wir, Müllabfuhr, Straßenkehrmaschine, Baustellenfahrzeuge, Fahrräder, welche sind schneller? Wie unterscheiden sich die Fahrzeuge? Welche Funktion haben sie? Welche besonderen Teile haben sie?

  • Welche Tiere sehen wir (Bienen, Hummeln, Wespen - was ist der Unterschied? Was haben sie gemeinsam?)

Beim Einkaufen

Mit zwei Kindern und dem Einkaufswagen heil an der Kasse anzukommen, ist nicht immer leicht. Die besondere Herausforderung ist mit den Wagen in Form eines Rennautos und 2 Kindern durch den Supermarkt zu manövrieren. Es bedarf eines Mindestradius von 2m, um um die Ecke zu kommen. Manche Supermärkte haben zum Glück Kinder-Einkaufswagen. Die find ich recht dankbar, denn sie helfen die Kinder auf das Einkaufen zu fokussieren: 

  • Mit Geld umgehen (was für Geld gibt es, was kostet wieviel?)

  • Überlegen, wie viel man von einer Sache kaufen möchte/muss

  • Welche Lebensmittel einen gesund, stark und schnell machen (damit krieg ich Ragnar jedes Mal, er möchte unbedingt schnell rennen können)

  • Wo die Lebensmittel herkommen (dank Smartphone lässt sich das ja schnell googlen). 

Aufräumen und Putzen

Das wurde bei uns während der Lockdown-Zeiten vernachlässigt, weil mir jeden Tag die Zeit weglief, bis ich mir gedacht habe, die Kleinen machen den ganzen Tag so viel Dreck und Unordnung, Zeit, dass sie sich ein bisschen mehr einbringen. Thorvi fand das auch direkt klasse, im Putzeimer plantschen ist ihr Traum. Man muss allerdings gut aufpassen, dass die Zimmer nicht überflutet werden und die Putzmittel immer unter Aufsicht genutzt werden. Durch das gemeinsame Saubermachen haben sie z.B. Handlungsabläufe gelernt (z.B. erst räume ich auf, dann sauge ich, danach erst wird gewischt, dann muss ich warten, bis alles trocken ist, erst dann kann ich die Sachen zurückräumen), dass die Dosierung wichtig ist (dass man keine halbe Flasche Glasreiniger braucht, um ein Fenster zu putzen). 

Mama macht Pause - (Digitale) Medien einsetzen 

So, und da man (gerade zu Lockdown-Zeiten) nicht jede Minute die Kinder bespaßen kann, bieten sich verschiedene Medien an, die auch Kinder schon recht früh nutzen können. Natürlich sollte man den Medienkonsum im Auge haben, aber ich bin gegen eine generelle Verteufelung. Es gibt eine Menge an Medien, die für verschiedene Altersgruppen produziert wurden und die nicht nur das “Kind ruhig stellen”, sondern durchaus Fähigkeiten wie Zuhören, Handlungsstränge erkennen, Zusammenhänge verstehen und Wissen aneignen fördern können. Und Forschung zeigt auch, dass man sehr genau differenzieren muss, welche Menge und Art des Medienkonsums ok oder schädlich sein kann. Der Zusammenhang von Medien und ihre positiven oder negativen Auswirkungen ist komplex (siehe z.B. Kostyrka-Allchorne, Cooper, & Simpson, 2017). Aber dazu mehr in einem extra Blogpost. Hier geht es erst einmal darum, 3 mögliche Medien vorzustellen, die in die Sprachförderung eingebunden werden können. 

Hörbücher

Hörbücher bieten eine gute Gelegenheit mal das Visuelle abzustellen und sich ganz auf das Zuhören konzentrieren zu müssen. Die Kinder bekommen die Gelegenheit, die Charaktere und Situationen sich selbst vorzustellen. Durch mehrmaliges Hören der gleichen Geschichte, kann euer Kind immer mehr der Geschichte folgen, neue Details entdecken und die Handlung nachvollziehen. Bei der Auswahl solltet ihr darauf achten, dass die Geschichten nicht zu komplex sind, die Handlung nicht zu schnell erzählt und nicht zu viel Hintergrundgeräusche eingespielt werden. Am Anfang reicht es sicher, wenn Kinder 5-10 Minuten einer Geschichte folgen. Ratsam ist es, die Geschichten noch einmal zu besprechen, Fragen zu stellen, ggf. die Geschichte nachzuspielen. 

Welches Medium ihr nutzt, bleibt euch überlassen. Wir haben mittlerweile Tonieboxen und schwärmen davon. Sie sind für die Kinder selbstständig benutzbar und es gibt eine Vielzahl an Medien dafür. Es gibt auch die Möglichkeit eigene Bücher einzulesen, aufzunehmen und dem Kind zum Hören zu geben. Dann könnt ihr selbst mitbestimmen, welche Länge die Aufnahme hat, welchen Inhalt ihr präsentiert und in welchem Tempo ihr lest. 

TV Serien, die den Alltag abbilden

Für die jüngere Gruppe der 2-4 Jährigen finde ich Sendungen, die sich mit dem Alltag der Kinder beschäftigen, sehr nützlich. Die Kinder bekommen gespiegelt, was im Alltag so alles passieren kann, hören alltagsrelevantes Vokabular und lernen basale Handlungen. Ich erinnere mich, wie mir Ragnar die ein oder andere Definition von Dingen aus Peppa Wutz rezitiert hat. Das ist ein Beispiel einer Kindersendung, die es gut versteht, neue Wörter und Situationen einzuführen und zu erklären, hier und da moralische Aspekte mit einfließen zu lassen (z.B. sich gegenseitig zu helfen) und einfach im Handlungsablauf ist. Die einzelnen Folgen sind auch nicht zu lang, so dass man sie gut “portionieren” kann. Was bei uns noch hoch im Kurs lag/liegt: 

Geschichten rund um den Alltag

  • Bobo Siebenschläfer

  • Pokoyo

  • Puffin Rock

  • Kid-e-Cats

  • Leo Lausemaus

  • Ben & Hollys

  • Dave & Ava (es werden Lieder gesungen, auf YouTube)

Wissenssendungen

  • Octonauts (man lernt viele Meerestiere kennen)

  • Dino-Train (Für alle Dino-Fans ein muss)

  • Die Sendung mit dem Elefanten (eine bunte Mischung von Themen)

  • Pixi (jede Folge hat ein bestimmtes Thema, siehe Karussell Kinder TV auf YouTube) 

Podcasts

Auch finde ich, dass es heutzutage eine Reihe sehr guter Podcasts für Kinder gibt. Die sind jetzt für die ganz Kleinen noch nicht so geeignet, aber ich dachte, ich erwähne es mal. Die öffentlichen Rundfunksender haben mittlerweile ein recht reichhaltiges Angebot (z.B. in der Audiothek der ARD oder die Podcasts vom BR). Dazu mehr im nächsten Blog zur Förderung der Vorschulkinder. 

Ich bin mir sicher, ihr habt auch noch gute Tipps. Mittlerweile ist das Angebot so groß über die verschiedenen Anbieter, da ist es nicht immer einfach das Passende herauszufiltern. Daher würde ich mich freuen, wenn ihr eure Lieblingssendungen unten im Kommentarbereich posten würdet. 

3. Wie ihr euren Kindern konstruktiv Feedback geben könnt: 4 Sprachlernstrategien

Niemand wird gerne direkt korrigiert. Das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und noch explizit darauf aufmerksam gemacht zu werden, mag bei manchen Kindern zu einem Störungsbewusstsein führen. Dies wiederum kann zur Folge haben, dass sich Kinder verweigern, weniger sprechen, aus Angst Fehler zu machen oder sich zu blamieren. 

Daher ist es hilfreich über Strategien nachzudenken, die euren Kindern indirekt vermitteln, welche Sprachstrukturen korrekt sind. 
Hier sind 4 Strategien, die ich für hilfreich halte:

Indirekte Korrektur (korretives Feedback)

Dem Kind wird eine indirekte Korrektur angeboten. Wenn das Kind z.B. sagt “Mama Fahrrad fahren”, dann kannst du antworten “genau, Mama fährt mit dem Fahrrad” oder “ein Trätter”, “ach ja, ein Trecker”. Du sagst also nicht “nein, so heißt das nicht, das ist ein X”, sondern du nimmst die Äußerung deines Kindes an und gibst durch eine indirekte Korrektur die richtige Form vor. So kann das Kind die richtige Form hören und mit seiner Sprachäußerung abgleichen und sie korrigieren.  

Imitation kindlicher Äußerungen

Wenn euer Kind etwas Korrektes gesagt hat, dann könnt ihr die Äußerung wiederholen. So könnt ihr eurem Kleinen vermitteln, “prima, das hast du ganz richtig gesagt”. Eine solche Bestätigung wäre z.B Kind: „Oma isst Joghurt“, Du: „Ja, Oma isst Joghurt“. Aber Vorsicht: auf Dauer ist eine Echokammer schon nervig.

Expansion der kindlichen Äußerungen

Ihr könnt das Gesagte ergänzen, ohne dabei den Inhalt der Äußerung zu verändern. Zum Beispiel, Kind: “Onkel Hannes einkaufen”, Du: “Hmm, Onkel Hannes geht Honig einkaufen” oder Kind: “Becher leer”, Du: “Genau, der Becher auf dem Tisch ist jetzt leer”. So kann das Kind die beiden Äußerungen vergleichen und seine ergänzen. 

Reformulierung kindlicher Äußerungen

Eine Frage des Kindes wird in eine Aussage verwandelt oder umgekehrt. Das Kind lernt, wie eine Satzstruktur für die Bildung eines neuen Satz-Typs genutzt werden kann. Zum Beispiel: Kind: „Das ist die Katze“, Du: „Wo ist die Katze?“ 

Vielleicht könnt ihr euch am Anfang einer dieser Strategien heraussuchen und anfangen anzuwenden. Nutzt dazu eine “einfache” Situation, z.B. wenn ihr gemeinsam ein Bild malt oder puzzelt. Beobachtet euch, wie ihr euch damit fühlt und wie euer Kind auf euch reagiert. 

Fazit

Kinder erwerben die Sprache einfacher, wenn sie auf ein sprachreiches Umfeld treffen. Dies bedeutet nicht, dass man sich täglich hinsetzten und gewisse Sprachstrukturen üben oder lernen muss. Sprachförderung klappt am besten und ist am stressfreisten, wenn sie in den Alltag eingebunden wird. Folgende 4 Tipps können dir dabei helfen:

  1. Nutze Bücher oder Geschichten, um Sprache flexibel zu fördern, z.B. vereinfache die Geschichte, falls sie zu schwierig sind oder ersetze (später erkläre) Wörter, die unbekannt sein könnten. Nutze Gegenstände und Materialien, um Geschichten zu illustrieren, nachzustellen. 

  2. Nutze Alltagssituationen, um sprachlichen Input zu geben. Diese Situationen können genutzt werden, um unterschiedliche sprachliche Schwerpunkte zu fördern (z.B. Adjektive/Gegensätze).

  3. Digitale Medien können gut die Sprachförderung unterstützen, wenn sie altersgerecht sind.

  4. Nutze Sprachlernstrategien anstatt einer direkten Korrektur, um deinem Kind die Möglichkeit zu geben, indirekt die richtigen Sprachstrukturen zu erlernen. Das vermeidet Stress und Motivationsverlust. 

So, nun hoffe ich, dass ich euch ein paar Ideen geben konnte, wie ihr mit euren Kleinen Sprache im Alltag fördern könnt, ohne euch groß extra Aufgaben ausdenken zu müssen. Am Anfang mögt ihr euch wie ein Sportkommentator fühlen. Aber wenn es erst mal in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann werdet ihr sehen, dass es gar nicht so komisch ist wie am Anfang. 

Viel Spaß beim Quasseln,

Eure Blanca

Referenzen

Kostyrka-Allchorne, K., Cooper, N. R., & Simpson, A. (2017). The relationship between television exposure and children’s cognition and behaviour: A systematic review. Developmental Review, 44, 19-58. doi:10.1016/j.dr.2016.12.002

Bildquelle

Foto von cottonbro von Pexels


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